Von den einen geliebt, von den anderen gehasst, sind sie für die einen ein Kult und für die anderen der Ruin der Gartenkultur. Dabei sind Gartenzwerge bemerkenswerte Begleiter, die auf eine lange Tradition zurückblicken können. Vor allem die aus Ton gefertigten Exemplare...
Die Geschichte des Gartenzwergs aus Ton beginnt im thüringischen Gräfenroda, 50 Kilometer südlich von Erfurt. Mitte des 19ᵉ Jahrhunderts waren in Gräfenroda zahlreiche Ton- und Porzellanfabriken ansässig, darunter die Manufaktur Griebel, die noch heute besteht.
Griebel Zwerge :
1874 gründete Philipp Griebel, ein Modellierer von Tierköpfen, sein eigenes Unternehmen. Seine Spezialität waren Tierköpfe aus Ton, die er nach Maß anfertigte, um sie dann zu gießen. Auch realistische Darstellungen von Haustieren erblickten in seiner Werkstatt das Licht der Welt.
Seine Figuren fanden schnell Fans auf der ganzen Welt. Später erweiterten Märchenfiguren wie Rotkäppchen und der Wolf die Palette, und dann betraten die ersten Zwerge die Bühne. Zunächst hatten die Zwerge jedoch nichts mit Gärten zu tun.
Die Manufaktur Griebel stellt Gartenzwerge her, die mittlerweile in der 4ᵉ Generation sind. Jedes Jahr entstehen bis zu 5.000 Stück. Meist in verschiedenen Varianten, in Kleinserien, aber auch individuell nach den Wünschen der Kunden. Und die Nachfrage ist groß! Kein Wunder, man sagt, dass es in deutschen Gärten etwa 20 Millionen Zwerge gibt.
Der lange Weg zum Gartenzwerg :
Es dauert zehn Tage, um einen Zwerg aus Lehm herzustellen. In der Wassermühle wird im ersten Schritt die Grundmasse aus Wasser und Ton, der sogenannte "Schlicker", gemischt. Diese wird in eine zweiteilige Gipsform gegossen. Anschließend muss 15 Minuten gewartet werden. In dieser Zeit nimmt der poröse Gips einen Teil der Feuchtigkeit auf und die Masse bildet eine 4 mm dicke Haut innerhalb der Form. Nach vier Stunden können Sie den Zwerg vorsichtig befreien. Der Experte nennt dies Entformung. Danach braucht der Rohling eine Ruhepause und muss langsam trocknen, damit er keine Risse bekommt. Danach heben Sie die Schweißnähte aus dem Guss und richten die Kanten.
Danach wird der Rohling erneut zwei Tage lang getrocknet. Danach machen sich die Zwerge auf den Weg in eine warme Nacht. Damit die Zwerge später Wind und Wetter standhalten können, müssen sich die Poren ihrer Haut, d. h. die Poren des Lehms, verdichten. Und genau das geschieht im Ofen. Dort werden sie mehrere Stunden lang bei 1000 Grad gehalten. Während dieses Prozesses werden sie etwas kleiner und nehmen eine zartrosa Farbe an.
Sobald die Zwerge abgekühlt sind, werden sie wieder in die Hände der Maler gegeben. Mit dem richtigen Anstrich sorgen sie für das individuelle Aussehen und den Teint der kleinen Kreaturen. Dazu verwenden sie Fassadenfarbe. Diese wäscht sich nicht so schnell ab und dient als zusätzlicher Schutz gegen das Eindringen von Feuchtigkeit. Sobald der Zwerg trocken ist, kann er seine Reise durch die Welt beginnen.
Ton oder Kunststoff :
Für einen Fachmann ist es sehr wichtig zu wissen, ob die Zwerge aus Ton oder aus Plastik sind. Plastikzwerge werden abwertend als "unbeschmutzt" bezeichnet, während traditionelle Zwerge aus Ton als "beschmutzt" gelten. Und Puristen akzeptieren tatsächlich nur männliche Exemplare.
Unser Tipp für Zwerggenbesitzer :
Stellen Sie die Zwerge nicht direkt auf lehmhaltigen Boden. Denn Lehm saugt Wasser auf und könnte bei Frost platzen. Außerdem ist der Lehmzwerg etwas empfindlicher als sein Pendant aus Plastik und verbringt den Winter lieber im Warmen. Wenn Sie seine Anforderungen beachten, werden Sie lange Freude an der Gesellschaft dieser traditionellen Gartenbewohner haben.
Die Tradition, Gartenzwerge zu haben :
Die Gartenzwerge sollen germanischen Ursprungs sein und nicht griechisch-ägyptisch, wie einige Historiker meinen.
Auch wenn ihre genaue Herkunft unklar ist, sollen sie Pygmäen darstellen, die in den Minen Kappadokiens beschäftigt waren. Die Bergleute, die unterirdische Stollen graben mussten, waren ursprünglich hauptsächlich kleinwüchsige Wesen, da die engen Stollen nur von kleinen Männern betreten werden durften.
Sie wurden sehr schnell verehrt, da sie in den Minen Edelmetalle abbauten und Schmuck und Gegenstände herstellten, denen bald übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden. So galten sie bald als Symbol okkulter Kräfte, sodass die Minenbetreiber beschlossen, Statuetten mit ihrem Abbild anzufertigen, um den Fluch, den diese Wesen trugen, auszutreiben.
Die Statuetten waren sofort erfolgreich, als sie exportiert wurden: Das Phänomen der Gartenzwerge war geboren! Auch wenn der Gartenzwerg keinen offiziellen germanischen Ursprung hat, ist die Statuette, wie wir sie heute kennen, deutschen Ursprungs, zumal ihre industrielle Keramikproduktion in Gräfenroda in Thüringen begann und sich dann im Rheinland, im Elsass, in Österreich, in der Tschechoslowakei und sogar in der Schweiz ausbreitete.
Gartenzwerge in der Politik :
Als Gegenstück zu den klassischen Gartenzwergen sind seit den 1990er Jahren immer mehr unkonventionelle Varianten entstanden. Dazu gehören unter anderem die sogenannten "politischen" Zwerge. Sie stellen meist (ehemalige) Regierungsmitglieder wie Gerhard Schröder oder Gregor Gysi dar und sind oft in eher inoffiziellen Posen erhältlich. Für diejenigen unter Ihnen, denen die klassische Version zu erdrückend ist, könnte dies eine lustige Alternative sein.
Ihre Beliebtheit in den deutschsprachigen Ländern hat nie nachgelassen, außer vielleicht in der Nazizeit, weil sie nicht dem Standard der reinen Rasse entsprachen, wie ihn die Nazi-Ideologie verstand, und in der kommunistischen Ära im ehemaligen Ostdeutschland wegen ihrer bürgerlichen Tendenzen, die scheinbar nicht mit der kommunistischen Ideologie übereinstimmten.
Die Nachahmung von Zwergen :
Auch wenn sich die Massenproduktion von Deutschland nach Südostasien, China und in die Tschechische Republik verlagert hat, hat sich das Phänomen weltweit verbreitet. In Frankreich, Kanada, Amerika und anderen Ländern ist der Gartenzwerg so beliebt, dass seine Gesamtpopulation auf 35 Millionen geschätzt wird und er sich jährlich mit einer Rate von 4 Millionen fortpflanzt.
Gartenzwerge für Freizeit und Hobby :
Nach getaner Arbeit genießt der Gartenzwerg auch seinen wohlverdienten freien Abend: Er tut dies z. B. in Gesellschaft von Hühnern, Kaninchen, Meerschweinchen und anderen. Er trägt sie liebevoll auf dem Arm oder beobachtet sie in ihren Gehegen und Käfigen im Freien. Aber auch der Grilltrend hat mittlerweile den Gartenzwerg erreicht: Fleisch und Gemüse werden gemeinsam auf dem Grill des Wasserkochers zubereitet, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.